
Kapitel 2 | |
Adam, wo bist du? | |
Verantwortung in der Nachfolge! |
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"Hanane, das isses !" Es ist Sonntag, der 8. Oktober 1995, kurz nach 21.00 Uhr als ich dies meiner 8 jährigen "Tochter" spontan zurief. Es ist meine Reaktion auf eine aufgezeichnete Rede Der Weg ins Freie von Pastor Martin Niemöller (1892 - 1984), die ich zufällig im Radio hörte.
Er hatte sie im Juni 1946 gehalten, in der er sich über die persönliche Verantwortung, angesichts von Schuld und Verbrechen auseinandersetzte.
Als ich hörte: "Adam, wo bist du?" hatte mich der Ruf Gottes erreicht. Ein Feuerfunke hatte in meiner Seele ein unauslöschliches Licht angezündet.
Gott hatte mich nun auch in Jesus Christus gefragt: Ob ich ihm nicht dienen wollte?
Die Saat von Martin Niemöller war nach rd. 50 Jahren bei mir auf gegangen. Ein katholischer Priester war nicht erforderlich.
Martin Niemöller: Der Nazarehner bleibt eine Frage, eine Herausforderung.
Willst du Mensch sein, dann folge mir nach.
Jakobus 1,12:
Auferstehung darf nicht nur passiv hingenommen werden; es ist auch zuwenig, sie nur im Glauben als Wahrheit zu bekennen, sie muss aktiv gelebt werden. Christus, der in die Herrlichkeit auferstanden ist, muss auch auferstehen in unserem Leben.
Der Theologe Jörg Zink: "Das Kind von Bethlehem muss in uns zur Welt kommen." Das war wohl bei mir passiert. Seit der Stunde hatte der Herrgott einen Mitarbeiter mehr auf seiner Baustelle.
Dorothee Sölle (1929-2003), aus ihrem Buch von 1990 Gott denken, Seite 242:
Mir scheint die oft gestellte Frage: Glaubst du an Gott? meistens oberflächlich…
Sie zitiert den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: "Wir müssten eigentlich fragen: "Lebst du Gott?"
Offenbarung 3, 20:
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm halten und er mit mir.
So wurde Martin Niemöller für mich der wichtigste Mann in meinem Leben.
Nicht anders erging es Philipp Potter, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, mit 16 Jahren. Dazu der Artikel im Kirchenblättchen WEG UND WAHRHEIT vom Jan. 1982:
EKD am "modernen Propheten" gemessen:
…Der Generalsekretär hätte sich keinen idealeren Anlass für die Darlegung seiner Sicht der Kontroverse zwischen Genf und EKD wählen können:
Die Tagung "Der prophetische Auftrag der Kirche -Martin Niemöller zum 90. Geburtstag", die am Donnerstag, 21. Januar 1982 in der Evangelischen Aka-
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demie Arnoldshain zu Ende ging. Niemöller zu ehren, war er in den Taunus gekommen, den Mann, der in Potters Biographie neben dem englischen Bischof George Bell, die wichtigste Rolle gespielt habe.
Der Häftling Niemöller, der "Treue zum Wort Gottes mit politischem Einsatz verbunden hat", bewog den 16 jährigen Potter, Prediger zu werden.
In diesem "in der Welt bekanntesten deutschen Kirchenmann" sieht der Generalsekretär all das vereinigt, was einen "modernen Propheten " ausmacht – und was er an der heutigen Kirche der Bundesrepublik vermisst… Die größte Lektion, die die Ökumene von der Bekennenden Kirche, dieser "Erneuerungsbewegung" gelernt habe, zitiert Potter aus der von Niemöller mitformulierten Stuttgarter Erklärung von 1945:
"Nun muss ein Neuanfang in unseren Kirchen gemacht werden." Unter diesem Neuanfang versteht Potter die entschlossene Übernahme des "prophetischen Amtes", wie es der ÖRK seit der Gründung 1948 vertrete:
- Stimme der Stummen zu sein,
- für die Rechte aller Rassen und Nationen einzutreten,
- für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen…
Und auf derselben Seite: Zum 90. Geburtstag eine Flut von Grüssen aus Ost und West.
Im engsten Familienkreis beging Pastor D. Martin Niemöller, früherer Hessen-Nassauischer Kirchenpräsident und einer der Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen am 14. Januar seinen 90. Geburtstag…Der SPD-Vorsitzende Brandt stellte Niemöller in seiner Würdigung in einer Reihe mit Konrad Adenauer und Kurt Schumacher. Mit diesen drei Namen, so Brandt, habe das Ausland bis in die fünfziger Jahre hinein den Neuanfang in Deutschland verknüpft... In seinem namens des Landes Hessen und persönlich übermittelten Glückwunsch würdigte
Ministerpräsident Holger Börner Niemöllers "von großem persönlichen Mut gekennzeichneten Widerstand gegen das Dritte Reich, der ebenso der Geschichte angehöre wie Ihr entscheidender Beitrag am Zustandekommen des "Stuttgarter Schuldbekenntnisses", das die Schuld am Geschehen der Hitlerzeit offen zugibt. Dem Jubilar, der auch Träger der Wilhelm Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, ist, dankte Börner abschließend "für all das, was Sie in ihrem Leben für Verfolgte und Unterdrückte getan haben…
Als einen "Zeugen Jesu Christi", der seinen Weg bis in Leiden und Gefangenschaft hinein gegangen sei, hatte der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Lohse, den Jubilar gewürdigt… Der Magdeburger Bischof Krusche hebt in seinem Schreiben hervor, dass Niemöller für die Christen in der DDR ein "sehr authentischer Zeuge des Evangeliums" sei.
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Und von Dietmar Schmidt erfahren wir über Niemöller in WEG UND WAHRHEIT vom 10.01.1982:
…Ich halte die Existenz von nuklearen Zerstörungsmengen für eine unmittelbare Lästerung des lebendigen Gottes. Dass er nach den Möglichkeiten des "christlichen Abendlandes" und der "so genannten christlichen Welt" befragt, nichts als tiefe Skepsis zu äußern vermag, wen, der ihn kennt, würde es verwundern. Seine (Niemöller) ganze Hoffnung, das spricht er offen aus, liegt bei der nichtchristlichen Welt. Ihr traut er zu - "und Gott gebe es!" - dass sie die Christusbotschaft neu aufnimmt und an die Menschheit, auch die scheinbar christliche, weitergibt…Wer so redet, manövriert sich unweigerlich in die große Einsamkeit, von der in dem Geburtstagsbrief des Professors Barth die Rede war…
Auch ihm, wie dem zurückgekehrten Christus in seiner Gefängniszelle, würde der Großinquisitor aus Dostojewskis "Brüdern Karamasoff" mit jener Frage begegnen, die noch immer die Antwort einer in sich ruhenden Kirche an die vermeintlichen Ketzer war: Warum (Jesus) bist du gekommen, um uns zu stören...
Diese Einschätzung Niemöllers hat auch nach über 25 Jahren nichts an ihrer Aktualität verloren. Der von Martin Niemöller, von Dietrich Bonhoeffer, Dorothee Sölle, Eugen Drevermann, Hans Küng usw. geforderte Neuanfang fand ja nicht statt.
- Der Neuanfang war und ist jedoch genau so notwendig, wie die von Ex-Kanzler Schröder eingeleiteten Reformen, für die die SPD furchtbar abgestraft wurde. Kurt Biedenkopf sinngemäß: Es war höchste Zeit den Reformstau aufzulösen. Und was sagte Kurt Biedenkopf zu der 68iger Bewegung wörtlich: An den Muff von 1000 Jahren, da war ja was dran…
- So notwendig, wie die Überwindung der Hinterlassenschaften vom Präsidenten Bush, der z. B. den Irak-Krieg gewollt und alles getan hat, um ihn zu bekommen. Mit Lügen und Fälschungen wurde er vorbereitet, begonnen gegen den Willen der UNO. Er ist gegangen und hat die Menschen im Irak in der Steinzeit zurückgelassen. Gott segne und beschütze den neuen US-Präsidenten, Barack Obama, kann ich da nur sagen, die Hoffnung für das 21.Jahrhundert. Er steht für soziale Gerechtigkeit, Frieden, Vertrauen, Solidarität und Zusammenarbeit.
- Der Neuanfang der Kirchen ist so notwendig, wie die nun vom scheidenden israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert geforderte Umkehr. Wiesbadener -Kurier 30. Sept. 2008: Olmert für völligen Rückzug Israels Israel muss nach den Worten von Ehud Olmert besetzte Gebiete einschließlich Ostjerusalems und der Golan-Höhen aufgeben, wenn es Frieden mit den Palästinensern und seinen arabischen Nachbarn schließen möchte…Der 62-Jährige räumte ein, dass seine Ansichten über Außenpolitik jahrzehntelang falsch gewesen seien. "Was
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ich Ihnen jetzt sage, hat kein israelischer Führer vor mir gesagt. Es ist an der Zeit, die Dinge auszusprechen", sagte Ehud Olmert…
An diese Worte ist die israelische Regierung zu erinnern. Wenn Olmert weiter dafür kämpft ist er
ein Kandidat für den Friedens-Nobelpreis. Das ist nicht der Ehud Olmert z. Zt. des Libanonkrieges 2006, der 33 Tage dauerte und des Gaza-Krieges.
mit Seite 91 bis 172 geht dann Kapitel 2 im Buch weiter