
Kapitel 3 |
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Kann ich das überhaupt? | |
So wahr mir Gott helfe. |
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Wenn schon der Reformator Martin Luther (1483-1546) nach Meinung von Papst Leo X. nur ein NICHTS ist, dann kann ich ja wohl nur ein Sandkorn in der Wüste sein oder eine Kastanie unter tausend.
Die deftige Reaktion seinerzeit vom obersten Richter in Glaubensfragen des Vatikan findet sich im Buch 2000 Jahre Christentum, Seite 131 wieder:
Wenn das Beißen die Eigenart der Hunde ist, fürchte ich, dass du (Luther) einen Hund zum Vater gehabt hast, denn du scheinst zum Beißen geboren zu sein. Obendrein fürchte ich, dass Dir wegen der Witzeleien und der Erhebung Deines Mundes gegen den Himmel ein Unglück widerfährt. Auch sehe ich nicht, auf welche Weise Du Dich dem Bannfluch entziehen willst. Bist du aber ein voller, trunkener Deutscher, so wollen wir warten, bis du wieder nüchtern bist!
Aber das wollen wir nicht auf die Goldwaage legen, denn wenn ich glauben soll, die Päpste seien alle samt unfehlbar, dann kann ich auch glauben, dass Präsident Bush, Vizepräsident Richard Cheney, Donald Rumsfeld und Außenministerin Condolizza Rice nichts mit dem Irak-Krieg zu tun hätten.
Da gefallen mir schon besser die Worte von Herzog Georg von Sachsen über Luther:
"Es ist nicht alles unwahr, was er schreibt, und auch nicht unnötig, dass das an den Tag kommt. Wenn niemand sich getraut, von den Übeln in der Kirche zu reden, und jedermann schweigen muss, so werden schließlich die Steine reden."
Wenn ich was zu sagen hätte, gehörte 2000 Jahre Christentum zu den Pflichtlektüren in den Schulen, so wie auch das Buch von Heiner Geißler "Was würde Jesus heute sagen?" -Die politische Botschaft des Evangeliums-
Wenn Jochen Vogel (SPD) auf dem Sonderparteitag am 1. Juni 2003 feststellt: "Die Verteilung von Macht und Wohlstand in der Welt ist unerträglich", dann ist Schreien angesagt.
Und so bin ich bei der Ankunft von Jesus in Jerusalem
Lukas 19, 38 ff:
Gepriesen sei der König! Gepriesen sei, der von Gott kommt! Frieden ist im Himmel, und Gottes Herrschaft in den Höhen komme zu uns! Einige von der Gruppe der Pharisäer, die auch in der Menge standen, tadelten ihn: Meister, verbiete deinen Jüngern, das zu sagen! Er antwortete: Ich sage euch, wenn die schweigen, schreien die Steine.
Dieses Buch ist auch ein Bemühen gegen Gleichgültigkeit und gegen das Vergessen. Das bin ich dem Heiland der Welt, den wahren Nachfolgerinnen und Nachfolgern und den unschuldigen Opfern schuldig. Auch Heinrich Graf Einsiedel sprach von der Gleichgültigkeit der Menschen, als es nach der Machtergreifung Hitlers 1933 sofort begann, die Juden zu diskriminieren, auszugrenzen,
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auszubeuten. Er kehrte um, als er von einem hoch dekorierten Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg in russischer Gefangenschaft zum glühenden Widerstandskämpfer wurde.
Auch Kurt Masur, Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, hätte sich ewig Vorwürfe gemacht, wenn er bei den Montagsdemonstrationen 1989 (das Wunder von Leipzig) nicht eingegriffen, nicht zur Gewaltfreiheit auf allen Seiten aufgerufen hätte. Aber Kurt Masur war eine Autorität. Bei mir - nichts davon. Dass mir der Herrgott trotzdem diese Herausforderung zutraut, dass ist mal wieder typisch.
Aber ich darf auf eine Umkehr der rechtschaffenen Menschen hoffen, weil es ja nun auch den im Überfluss lebenden Menschen ins Eingemachte geht. Diese Gefahr war ja vor 2000 Jahren so noch nicht gegeben.
Den Theologen Hans Küng brauche ich nicht mehr zu überzeugen. Er hat die Bergpredigt verinnerlicht und verhält sich so. So zitiere ich schon mal aus seinem Buch Existiert Gott? -Antwort auf die Gottesfrage der Neuzeit- (dieses grandiose Aufklärungsbuch kann ich auch nur empfehlen)
Seite 719:
… Zur Freiheit berufen, soll ich mithelfen, der unaufhaltsamen Evolution des Kosmos einen Sinn geben, den n u r der Mensch ihr geben kann…
Seite 721:
An Gott als den Vollender der Welt glauben, heißt wissen, dass diese Welt nicht das Letzte ist, dass die Verhältnisse nicht auf ewig so bleiben, dass alles Bestehende -die religiösen und kirchliche Traditionen, Institutionen, Autoritäten mit eingeschlossen -provisorischen Charakter hat, dass die Aufteilung in Klassen und Rassen, Arm und Reich, Herrschende und Beherrschte, vorläufig ist, dass die Welt veränderlich und veränderbar ist…
Hier muss man einen Moment innehalten: …einen Sinn geben, den nur der Mensch ihr geben kann.
Es geht also darum, mitzuhelfen, die Schöpfung in Barmherzigkeit zu vollenden. Wie das zu bewerkstelligen ist, wurde uns in der Tora (Alte Testament), im Neuen Testament, im Koran offenbart. Daran habe ich zu erinnern. Ich hoffe, dass auch Pater Anselm Grün, der mit seinen vielen Büchern die Menschen glücklich machen will, sich daran beteiligt.
Eine Umkehr, wie sie seit dem jüdischen Wanderprediger auf dem Tisch liegt, wird jedoch nur noch durch die p V der rechtschaffenen Menschen zu erreichen sein. Einer der ihr gerecht werden will, wird nicht zur Tagesordnung übergehen können. Wer nimmt seine p V wahr, ja wo laufen sie denn? Wer folgt dem Gekreuzigten?
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Und deshalb gehören der Kern der frohen Botschaft, die Bergpredigt usw. und die p V ins Rampenlicht. Wir haben uns zu erbarmen, wir haben dem Heiland praktisch und vorbildlich zu folgen. Das sage ich nicht, um besonders die Repräsentanten zu bevormunden, sondern die Kirche hat ihre Leuchtturmfunktion wahrzunehmen, für die notwendige Wende im Verteilungskampf auf der Welt.
Ich bin weit davon entfernt, wie im SPIEGEL 25/2002 auf Seite 142 zu lesen war, dass es aus mir heraus bricht: "Wir haben sie tüchtig gebumst", jubilierte Chirac (franz. Staatspräsident) mit einer kruden Vulgarität, die in Momenten des Hochgefühls öfters aus ihm heraus bricht. Dann gab er seinen Ministern die Order, sich bei ihren TV-Auftritten zurückzuhalten: nicht triumphieren, Bescheidenheit zeigen…
Ich empfinde mit Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, dem es auch kein Vergnügen bereitet, wenn er aus Leidenschaft zur Vernunft die Elite der Welt angreift. Oder wenn er sagt: Macht ist notwendig, aber sie braucht Kontrolle.
Für Kardinal Meisner in Köln dürfte ich wohl eher ein Rotzjunge sein, der es wagt, die Autorität vom Papst Benedikt XVI. und vielen anderen, in Frage zu stellen. Aber damit habe ich kein Problem. Ich habe nur dem Herrgott und dem jüdischen Wanderprediger Rechenschaft abzulegen. Die Situation war für den Bauernsohn Gerhard Scharnhorst (1755-1813) aus Bordenau, der bis zum 10. Lebensjahr Schafe hütete und bis zum kgl. preußischen Generalleutnant aufstieg, auch nicht einfach. Die adligen Offiziere begegneten dem "Emporkömmling" mit Zurückhaltung.
Joh. 14,6:
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Hier ist Orientierung pur.
Wenn Papst Paul II. äußerte: Alles andere sind Umwege bzw. Irrwege, dann stellt sich nur noch die Frage: Was ist der richtige Weg, auf dem wir ihn folgen sollen? Den Weg z. B., den Bischof Ludwig Müller von Regensburg meint gehen zu müssen, finde ich schon mal sauschlecht. Und bei Kardinal Joachim Meisner kann ich auch noch nicht die lupenreine Nachfolge feststellen.
Der Satz von Jesus: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, ist nun mal die Meßlatte.
So dienen alle meine Bemühungen, den Kern der frohen Botschaft zum Leuchten zu bringen; den Verrat freizulegen, auf die Nachfolge hinzuweisen und die wahren Nachfolgerinnen und Nachfolger auf der Bühne zu präsentieren. Die Welt braucht Vorbilder, denen es nachzueifern gilt. Pfarrer
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Christian Führer von Leipzig: "Wir müssen die Jesus-Mentalität des Teilens lernen und anwenden…Was der Sinn von Kultur, von Religion, von Kunst ist: die Gier des Menschen, diese hemmungslosen Egoismen so zu bändigen und zu zähmen, dass es zum Miteinander reicht."
Das wäre gelebtes Christentum und ich könnte nicht mehr behaupten: Es gibt gar kein Christentum. Dieses fehlende "Element" bringe ich mit der Änderung der Spendenkultur auf die Tagesordnung. Ich werfe einen Stein ins Wasser.
Mit Seite 178 bis 237 geht dann Kapitel 3 im Buch weiter